Im August wurde ein hell grünlich-brauner loser Edelstein zur Untersuchung vorgelegt, der als geschliffener „Sultanit“ bestimmt werden konnte. Es handelt sich um einen Diaspor von einem relativ neuen Vorkommen in der Türkei, der 2006 in den USA den eingetragenen Handelsnamen „Zultanite“ erhielt.
Abbildung: Sultanit von 2.60 Karat, Foto: Gemm.Inst. Hamburg
Der Name ist bisher noch nicht in das Edelsteinbuch der CIBJO-Bestimmungen mit aufgenommen worden. Die deutsche Übersetzung wird mit „Sultanit“ wiedergegeben.
Das Vorkommen von Diaspor in Anatolien wurde in den späten siebziger Jahren als Nebenprodukt bei der Suche nach Bauxit entdeckt. Das Mineral Diaspor ist ein Aluminiumhydroxid, das im rhombischen System kristallisiert. In den achtziger Jahren folgten einzelne Funde von großen, durchsichtigen Kristallen, die zunächst kaum Beachtung fanden. Dies änderte sich, nachdem 2005 das in Fort Lauderdale gegründete Unternehmen Zultanite Gems LLC die Vermarktung übernahm.
Die vorherrschende Farbe des Sultanit ist hellrosa bis hellbraun im künstlichen Licht, im Tageslicht ist sie hellgrün bis gelblichgrün. Hinzu kommt ein ausgesprochener Pleochroismus, d.h. dass die Farbe von der Richtung abhängig ist. Die ausgeprägte Spaltbarkeit von Diaspor macht das Schleifen schwierig. Der Gewichtsverlust kann bis zu 90 Prozent des Rohmaterials gehen. Die Größen geschliffener Steine gehen selten über 5 Karat, auch bedingt durch den gerade erwähnten hohen Gewichtsverlust beim Schleifen. Die Firma Zultanite berichtet jedoch von außergewöhnlichen Steinen in der Größenordnung von 25 Karat. Schon der Mineralname Diaspor deutet auf die Spaltbarkeit hin. Er stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „zerspringen“, bezieht sich aber wohl ursprünglich eher auf die Tatsache, daß der Stein unter Hitzeeinwirkung (z.B. unter einer Lötflamme) zerbröseln kann. Dies bedeutet mit anderen Worten, daß beim Verarbeiten zu Schmuck Vorsicht geboten ist.
Das Vorkommen in Anatolien ist bisher das erste Vorkommen weltweit, das Diaspor von Edelsteinqualität geliefert hat. Das Mineral ist aus anderen Ländern nur sporadisch bekannt geworden, so z.B. aus Griechenland, Ungarn, der Schweiz, Österreich, dem Ural und einigen Staaten der USA. Es wurde 1901 im Ural entdeckt. Der genaue Fundort des türkischen Vorkommens in einem nur schwer zugänglichen Gebiet Anatoliens ist nicht bekannt, er liegt in einer Höhe von über 1200 Metern.